In unseren Breiten macht der Holzbock, Ixodes ricinus, 95% der Zeckenfauna aus. Es handelt sich bei dieser Art um eine dreiwirtige Zecke, bei der jedes der drei Entwicklungsstadien zur
bei einem neuen Wirt Blut saugen muß. Da die Zecken über alle Stadien lebenslang mit den Viren und/ oder Borrelien infiziert bleiben, geben sie diese an ihre bevorzugten Wirte- kleine Nager weiter, so dass sog. Naturherde entstehen, in denen die Erreger zwischen Mäusen und Zecken zirkulieren. Die meisten Zeckenbisse bleiben folgenlos. Gefährlich sind sie erst dann, wenn dabei Krankheitserreger der Hirnhautentzündung (FSME) oder der Borreliose übertragen werden.
a. Früh- Sommer- Meningo- Enzephalitis (FSME)
Die Krankheit wird durch Viren hervorgerufen, die mit dem Speichel der Zecken beim Biss übertragen werden. Die Gefahr der Übertragung dieser Krankheit ist nicht in allen Gebieten Deutschlands gleich groß. Hier bei uns ist sie eher gering, Richtung Bodensee oder Schwarzwald aber schon erheblich größer. Wenn nach dem Zeckenbiss unspezifische grippeartige Symptome wie Glieder- und Kopfschmerzen sowie leichtes Fieber auftreten, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Nach dieser ersten Phase kommt eine kurze beschwerdefreie Zeit (7- 28 Tage) an die sich die Haupterkrankung anschließt. Sie äußert sich mit den typischen Symptomen einer Hirnhautentzündung wie Nackensteife, hohes Fieber, Erbrechen, Lichtscheue. 60- 70% der infizierten Personen bleiben symptomfrei, da der körpereigene Abwehrmechanismus Antikörper bildet, so dass es zu keiner Erkrankung kommt. 20- 30 % zeigen leichte, einer Grippe ähnliche Symptome und nur ca.10 % erkranken mit den typischen Symptomen einer FSME. Bei Kindern verläuft die Erkrankung zumeist leichter als bei Erwachsenen. Eine Schutzimpfung ist möglich, diese wird für Einwohner Baden-Württembergs, die sich öfters im Wald aufhalten empfohlen. Die Impfung ist auch für Kinder zugelassen.
b. Borreliose
Die Krankheit wird durch ein Bakterium hervorgerufen und von Zecken und Nymphen (nicht ganz ausgewachsene Zecken) übertragen. 20- 30 % der erwachsenen Zecken sind infiziert, wobei nur 25% der infizierten Zecken und Nymphen Borrelien übertragen und es auch nicht bei jedem Stich zu einer Übertragung der Erreger kommt. Die Borrelien befinden sich in der Regel im Darm der Zecke und werden vor allem bei längerem (etwa 8stündigem) Saugen übertragen, seltener befinden sich die Erreger im Speichel und werden damit direkt beim Biss übertragen. Unbehandelt verläuft die Krankheit in drei Stadien, die fließend ineinander übergehen und durch sehr lange, beschwerdefrei Intervalle voneinander getrennt sein können. Im 1. Stadium bildet sich bei ca. 40% der Infektionen nach 1- 3 Wochen um den Zeckenstich eine Hautrötung, die sich ringförmig ausbreitet und größer als eine Handfläche werden kann. Außerdem bestehen grippeähnliche Symptome (Kopf- und Gliederschmerzen, Mattigkeit, Gelenk- und Muskelschmerzen, erhöhte Körpertemperatur). Ohne Behandlung kommt es nach einigen Wochen bis Monaten zum Auftreten des 2. Stadiums. Es entwickeln sich Taubheitsgefühle, schmerzhafte Nervenentzündungen und Lähmungen. Häufig sind die Gesichtsnerven und Nerven der Arme und Beine betroffen. Das 3. Stadium setzt Monate bis Jahre nach Infektionsbeginn ein. Dabei treten Gelenkentzündungen auf, unter Umständen kommt es zu einer chronischen Hauterkrankung. Die Borreliose kann, je früher, desto besser mit Antibiotika behandelt werden. Eine Impfung ist bisher nicht möglich.
Quelle: Dr. Reiner Oehme, Landesgesundheitsamt